Pädagogische Anamnese - Entwicklungsstand

Entwicklungsstand im Bereich Kognition


A. hat ein gutes Gedächtnis, so kann er sich zum Beispiel alle Straßen der Innenstadt und die historischen Bauten darin merken.

Es ist sehr schwierig, A. s Lesefähigkeit zu erfassen, da diese sich je nach Verfassung anders zeigt. A. liest einzelne Wörter in Druck- und Schreibschrift. Wenn ihm der Anfangsbuchstabe bekannt ist, versucht er, das Wort zu erraten. Ein gemeinsames erlesen neuer Wörter ist jedoch nicht möglich, da er dies mit Äußerungen wie „Ich kann das nicht“ abbricht. Er kann Sätze von der Tafel abschreiben.
A. kennt die Euromünzen und –scheine. Weiterhin kann er das vollständige Datum des heutigen und angrenzender Tage nennen und am Kalender zeigen.

Verhaltensstörungen – Verhaltensauffälligkeiten

Verhaltensstörungen – Verhaltensauffälligkeiten

Grundlagen

„Verhaltensstörung ist ein von den zeit- und kulturspezifischen Erwartungen abweichendes erworbenes Verhalten, das organogen und/oder milieureaktiv bedingt ist, wegen der Mehrdimensionalität, der Häufigkeit und des Schweregrades die Entwicklungs-, Lern- und Arbeitsfähigkeit sowie das Interaktionsgeschehen in der Umwelt beeinträchtigt und ohne besondere pädagogisch-therapeutische Hilfe nicht oder nur unzureichend überwunden werden kann.“

(Myschker 1993 „Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen“)

Ebenen des Begriffs

  • Phänomen
  • Ursachen
  • Klassifikation
  • Konsequenz
  • Forderung nach Hilfen

Kritik

  • Heimliche Wertigkeit
  • Unklarer Objektbereich
  • Prinzip der Selbstanwendung
  • Unterschiedliche Menschenbildannahmen

Aber: Diese Kritik auch bei anderen Begriffen, sprachlichen Konstrukten. (Verhaltensauffälligkeiten, Problemverhalten u.ä.)


Grundsätzliches Problem: Normenbezug!

Konstruktivismus in der pädagogischen Praxis

Bedeutung des Konstruktivismus für die pädagogische Praxis


  • Kinder sind keine unbeschriebenen Blätter, wenn sie in die Schule kommen
  • Wissen, das allen vermittelt wird, wird trotzdem unterschiedlich verarbeitet und zu verschiedenen Wirklichkeiten konstruiert
  • Der Konstruktivismus misst dem Lernen durch Erfahrung einen sehr hohen Stellenwert bei, wobei Erfahrungen gedeutete Erlebnisse sind

Lernstandsdiagnose im Fach Deutsch

Deutsch Lernstandsdiagnose

Literatur: Prozessdiagnose der Schriftsprachkompetenz, Verlag Sigrid Persen, 1998, Horneburg/Niederelbe

Diagnosemöglichkeiten und – bereiche

(Protokollbögen u. Auswertung in der genannten Literatur)
Im Anfangsunterricht:
  • Emotionaler- und sozialer Bereich (Trennung von Familien, Kontakte, Distanz, auf Anleitungen einlassen, Konflikte lösen)
  • Sprachlicher Bereich (sich artikulieren können, zuhören, Unterrichtssprache verstehen, Anweisungen ausführen)
  • Lernhandeln und Motivation (Erfassen von unzweckmäßigem Arbeitsstil)
Bereiche: - Interesse, Identifikation mit Aufgaben

- Erfolgszuversicht
- Aufmerksamkeit
- Orientierung auf Lerngegenstand
- Planung
- Ausführung der Aufgaben
- Verlaufs- und Erfolgskontrolle
- Bewertung

Schriftsprachkompetenz

  • Ermittlung der emotionalen Einstellung zum Lesen- und Schreibenlernen
  • Erfahrungen zum Schriftgebrauch (Verhältnis zu Büchern/Texten/Geschichten)
  • Sprechen und Sprache (Sprechverhalten, Artikulation, Grammatik, Ausdruck, Bilderlesen)
  • Phonem-Graphem-Kompetenz (Unterscheiden von Graphemen von anderen grafischen Zeichen und Ziffern, Benennen von Buchstaben, Groß- und Kleinbuchstaben zuordnen)
  • Phonologische Operationen (Unterscheiden ähnlich klingender Worte, Anfangsphoneme benennen, Wörter lautieren, Synthetisieren)
  • Technisches Lesen (Wörter und Silben ohne sinnhaften Kontext)
  • Sinnerfassendes Lesen (Wörter und Sätze)
  • Sinnerfassendes Lesen auf Textebene (Fragen zum Text)
  • Technisches Schreiben (vorgestelltes Wort in Graphemfolge umsetzen, phonetisches und orthographisches schreiben)

  • Schreiben im Sinnzusammenhang (Gedanken zu Bildfolge formulieren, Satzmuster, Sinnzusammenhänge darstellen)

Schülerbeobachtung: Gelegenheitsbeobachtung

Im Leseunterricht in der Gruppe fällt mir T. auf, da er schon beim ersten Auftreten von geringen Schwierigkeiten frustriert erscheint. Er stützt seinen Kopf in die Hände, seufzt und sagt: “Das kann ich einfach nicht.“ Nach mehreren falsch erkannten Buchstaben ist er den Tränen nahe und kann nur durch gutes Zureden dazu gebracht werden, weiter zu machen. Auf mein Zureden reagiert er teilweise aber auch gereizt.

Selbstverletzendes Verhalten

Definition Selbstverletzendes Verhalten


gegen den eigenen Körper gerichtetes Verhalten, verbunden mit physischen Verletzungen und / oder extremen Reizungen“

v.a. Menschen mit geistiger Behinderung, autistischen und psychotischen Störungen
Auftretensrate und Intensität nimmt mit Schwere der kognitiven Beeinträchtigung zu